Lange Zeit warten Fans auf das lang ersehnte Gothic Remake. Nachdem das Gameplay des 2019 veröffentlichten Playable Teasers nun gar nicht den Vorstellungen der Fans entsprach, gelobte Publisher THQ Nordic Besserung. Das Gameplay soll völlig neu aufgesetzt und an das Original angepasst werden. Und neueste Veröffentlichungen scheinen zu belegen, dass die Entwickler ihren Worten auch Taten folgen lassen. Und nun lässt das mit Spannung erwartete Cover des Gothic Remake die Fans der Reihe hoffen. Doch neben aller Euphorie gibt es auch Skepsis. Alles Wichtige und auch, was das Cover vielleicht unfreiwillig über das Spiel verrät, erfährst du in diesem Artikel.

Ersteindruck des Gothic Remake-Covers
Das Gothic Remake-Cover, das sich offensichtlich am Originalcover orientiert , zeigt eine überarbeitete Darstellung der bekannten Charaktere aus dem Spiel und hält dem ersten Blick definitiv Stand. Im Vergleich zum Original besticht das Remake-Cover mit hochauflösender Grafik und Details, die den Fans des Originals bislang verborgen blieben.
Die vier Freunde wiedervereint
Die offensichtlichste Neuerung ist die Darstellung aller vier Freunde auf dem Cover. Im Gegensatz zum Original stehen im Remake Lester, Gorn und Milten zusammen mit Diego Seite an Seite. Und so stehen auch Axt, Schwert und Magie zusammen mit dem Bogen erstmalig ebenbürtig nebeneinander. Ein Hinweis darauf, dass das Fernwaffenkampfsystem im Gothic Remake eine größere Rolle einnehmen wird? Zumindest wäre das eine gelungene Neuerung, denn das Fernwaffenkampfsystem der Gothic-Reihe kam erst in Teil drei (wo erstmals freies Zielen möglich war) so richtig in Schwung. Bei einem zeitgemäßen Spiel kann man durchaus erwarten, dass gerade in diesem Bereich noch einiges nachgelegt wird.
Gorn: Wie aus dem Gesicht geschnitten, jedoch schmal gebaut
Auf den zweiten Blick fällt auf, dass es einige Dinge gibt, die dem gelungenen Ersteindruck entgegenstehen. Ein größerer Kritikpunkt betrifft die Charaktere selbst: Während Diego und Milten aufgrund ihrer originalgetreuen Umsetzung bei den Fans der Reihe gut ankommen, gibt es bei Lester und Gorn Details, die bei den anspruchsvollen Fans auch Kritik auslösen.
Während Gorns Gesicht gut umgesetzt wurde, scheint der Hühne einiges an Muskelmasse eingebüßt zu haben, was so gar nicht zu seiner Rolle als axtschwingendes Muskelpaket passen will. Ein Fan schreibt dazu:„Von der gesamten Statur her wirkt Gorn fast schon zu schmächtig.“ Bei Gorn können die Entwickler also noch einiges an Bizeps drauflegen – die Fans würde es freuen.
Des Lesters neue Kleider
Auch bei Lester fallen bei näherer Betrachtung spannende Veränderungen auf. So ist das Mitglied des Sumpflagers erstmals ohne seine Tätowierungen unterwegs. Auch trägt Lester statt seiner üblichen Robe eine Templerrüstung. Ein Hinweis darauf, dass Lester im Laufe des Spiels aufsteigen wird? Und sind die fehlenden Tätowierungen ein Hinweis auf Neuerungen im Spiel, wie z.B. eine Möglichkeit zum nachträglichen Gildenwechsel? Schließlich war Lester der größte Skeptiker des Sumpflagers. Vermutlich werden wir mit dem offiziellen Release mehr darüber erfahren.
Zu hell, zu farbenfroh
Die Farbgebung des Gothic Remake Covers ist etwas satter und deutlich heller als die des Originals. Das hat einerseits den Vorteil, dass Details besser zur Geltung kommen, andererseits aber auch einen großen Wermutstropfen. Erinnert man sich an den Playable Teaser aus dem Jahr 2019, fällt auf, dass auch damals das Gameplay deutlich heller war als im Original. Und genau das wurde stark kritisiert, da die Grundstimmung des Gothic-Originals, die von einer düsteren und bedrückenden Trostlosigkeit geprägt war, durch die Helligkeit verloren ging. Zwar gelobten die Entwickler auch hier Besserung, doch lässt die Covergestaltung an dieser Stelle vermuten, dass eine zu große Helligkeit im Gameplay weiterhin eine Rolle spielen könnte.
Masse statt Klasse?
Im Hintergrund sehen wir vor allem eines: Orks, Orks und nochmals Orks. Während auf dem Originalcover nur schwarze Umrisse zu sehen waren, wird im Gothic Remake-Cover deutlich: Ja, die Unholde spielen weiterhin eine zentrale Rolle im Gothic-Universum und tauchen in großer Zahl auf.
Hierbei fällt auf: Im ursprünglichen Gothic 1 hatte es der namenlose Held eigentlich zu keinem Zeitpunkt mit größeren Orkgruppen zu tun. Die bedrohliche Wirkung der Orks ging eher von einzelnen kleinen Auseinandersetzungen aus. Könnte es also sein, dass uns im Remake Zusammenstöße mit ganzen Ork-Horden erwarten? Alkimia Interactive hat sich zu dieser Frage noch nicht geäußert, was die Fans aber nicht davon abhält, darüber wild zu spekulieren.
Die Orks: Tolkien lässt grüßen
Auch das Aussehen der Orks hat sich stark verändert. Sie wirken nicht mehr so grobschlächtig und massig, sondern agil, böse und – grün. Als wären sie gerade den Katakomben von Moria entstiegen, verbreiten sie auf dem Cover des Gothic Remakes ein unheimliches und bedrohliches Gefühl. Die Meinungen über diese optische Veränderung sind geteilt. Ich finde aber: Die Veränderung ist gelungen!
Copy-Paste statt Handarbeit
Kommen wir nun zum größten Manko des Gothic Remake-Covers. Anstatt alle Orks individuell zu gestalten, wurde hier nach dem Copy-Paste-Prinzip gearbeitet. Wer genau hinschaut, sieht, dass viele Orks exakt gleich aussehen und sogar die Waffe ganz genau gleich halten. Ein Nutzer des World Of Gothic Forum hat sich die Arbeit gemacht, einige der unfreiwilligen Doppelgänger zu markieren:

Quelle: ikemulti im World of Gothic-Forum
Das wäre vielleicht sogar in Ordnung, wenn die kopierten Orks nicht so eng beieinander stehen würden. Die offensichtliche Copy-Paste-Arbeit macht (leider) einen recht lieblosen Eindruck und will nicht so recht in die klassische Gothic-Philosophie passen. Wir erinnern uns: Eine der zentralen Stärken der Original Gothic-Reihe war eine Liebe zum Detail und vor allem: ganz viel Handarbeit. Da ist es nicht ganz unverständlich, dass genau gleich aussehende Orks den Gothic-Fans der ersten Stunde sofort übel aufstoßen.
Ein schweres Erbe
Ganz gerecht ist diese Diskussion vermutlich jedoch nicht. Schon auf dem Originalcover von 2001 wurde die Orkarmee einfach von der linken Seite des Covers auf die rechte Seite gespiegelt. Das hat damals allerdings noch niemanden gestört. Die hitzige Diskussion über ein paar Orks zeigt hier aber auch, welche großen Hoffnungen und Erwartungen die Fans an das Gothic Remake haben. Alkemia Interactive tritt gerade mit der drohenden Studioschließung von Piranha Bytes ein besonders großes und schwieriges Erbe an.
Das Bangen geht weiter
Warum überhaupt Copy Paste? Es kann durchaus sein, dass hier Zeitdruck eine größere Rolle gespielt hat, denn das Cover wurde schließlich zum Geburtstag der Gothic-Reihe veröffentlicht. Es bleibt zu hoffen, dass nur das Cover mit heißer Nadel gestrickt wurde und das es kein schlechtes Omen für die generelle Entwicklung des Spiels ist: Zeitdruck und Crunch-Phasen sind in der Gaming-Industrie ja immer wieder ein Problem.
Ich denke, ich spreche vielen aus der Seele, wenn ich sage: Als alte Gothic-Fans warten wir auf ein gutes Spiel gerne auch etwas länger. Das war’s erstmal zum Gothic Remake Cover. Ich werde euch auch weiter von allen Neuigkeiten rund um Gothic berichten. Was sind deine Meinungen zum Cover? Schreib es in die Kommentare!